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Adjektiv

Adjektive bilden eine eigene Wortart und sind mit 𝑨𝒋 notiert.

Ein Adjektiv beschreibt die Beschaffenheit oder die Beziehung von Dingen, Vorgängen, Zuständen oder Optionen − oder kurz eine Eigenschaft. Dementsprechend ist Adjektiv synonym mit Eigenschaftswort − in Abgrenzung zu Nomen. Adjektive existieren:

  • in Form von Partizipien (z. B. beruhigend als Partizip I oder beruhigt als Partizip II des Verbs beruhigen)
  • als reine Adjektive (z. B. hoch)

Für Adjektive gilt nach §4 🇩🇪:

  1. Attributive Adjektive stehen vor dem Nomen und passen die Endung dem Nomen an, sie werden dekliniert:
    1. „Der hohe Berg.“ „Die hohen Berge.“ Darin sind hohe und hohen die deklinierten Formen von hoch.
    2. „Das präzise Werkzeug.“ „Die präzisen Werkzeuge.“
  2. Prädikative Adjektive stehen nach den Verben sein/bleiben/werden oder nach einem Nomen, sie werden nicht dekliniert:
    1. „Er ist hoch.“
    2. „Sie ist immer adrett.“
    3. „Ihre Ablehnung ist schade.“
    4. „Schotten trinken Whisky pur.“
    5. „Ich bin gelangweilt {lustlos}, weil ich mit mir nichts anfangen kann.“
    6. „Das Geschäft ist geöffnet {offen}.“
  3. Adverbiale Adjektive stehen vor oder hinter dem Verb, sie werden nicht dekliniert:
    1. „Das teure Werkzeug funktioniert präzise.“
    2. „Das präzise funktionierende Werkzeug ist teuer.“
  4. Eine Aussage mit einem Adjektiv erlaubt eine Modifikation mit einem Adverb, aber keine zusätzliche adverbiale Bestimmung:
    1. „Das Geschäft ist (sehr) groß.“ mit dem Adverb sehr.
    2. „Das Geschäft ist (vom Inhaber) groß.“ mit der Ergänzung vom Inhaber ist keine semantisch sinnvolle Aussage.
  5. Eine Aussage mit einem Adjektiv lässt sich (im Gegensatz zu einem Partizip II) nicht als Vorgangspassiv und als Aktiv formulieren.
    1. 2.1.3² „Das Geschäft ist offen.“
    2. ↻ „Das Geschäft wird offen.“ ist weder grammatikalisch noch semantisch korrekt.
    3. ⥅ „Ich offen das Geschäft.“ ist weder grammatikalisch noch semantisch korrekt.
  6. Ein Partizip II hat eine Doppelrolle als Verb und Adjektiv.
  7. Ein Partizip II als Adjektiv mit anderer Bedeutung als das Verb ist mit ¬⚁ gekennzeichnet und gilt als reines Adjektiv wie z. B. verstellt ¬⚁ 👌 und reserviert ¬⚁.

SX24 Das Partizip II gelangweilt¹ wird attributiv, adverbial oder prädikativ genutzt.

In dem Text:

  • „Mit dem engagierten Verhalten …“ entspricht engagierten einem attributiven Adjektiv.
  • „Ich bin in der Kirche engagiert.“ ist entweder ein Zustandspassiv (als Anstellungsverhältnis) oder ein Zustandsreflexiv (als freiwilliges Engagement), in dem engagiert ein Adjektiv ist. Hier ist das freiwillige Engagement gemeint, wie „Ich engagiere mich in der Kirche.“ als synonymer Ausdruck verdeutlicht (mit engagieren¹·² als reflexives Verb).
  • „Der Organist wird in der Kirche engagiert.“ benutzt engagiert als Verb, siehe Passiv.

SX23 Das Partizip II engagiert¹·¹ als Adjektiv des transitiven Verbs engagieren¹·¹ und engagiert¹·² als Adjektiv des reflexiven Verbs engagieren¹·².

überzeugt 👌 ist als figuratives Synonym für engagiert¹·² notiert – figurative Begriffe passen nicht immer. „Ich bin in der Kirche überzeugt.“ ist grammatikalisch korrekt und semantisch falsch. „Ich bin engagiertes {überzeugtes} Mitglied der Kirche.“ kann den figurativen Ausdruck dagegen semantisch korrekt nutzen.

Adjektive können:

  1. individuell unterschiedlich vor oder hinter einem Nomen/Verb stehen.
  2. mit „Wie“ erfragt werden.
  3. gesteigert werden − Ausnahmen sind Absolutadjektive wie z. B. leer und andere Adjektive ohne Regel.
  4. vergleichen − Ausnahmen wie Punkt 3.

1. Die Position von Adjektiven in der Satzstellung folgt keiner Regel.

1.1 Beispiel für reines Adjektiv:

  • „Der spannende Film ist gut inszeniert“ verwendet spannende als attributives Adjektiv.
  • „Der Film ist spannend“ verwendet spannend als prädikatives Adjektiv.
  • „Er filmt immer spannend“ verwendet spannend als adverbiales Adjektiv.

Das Adjektiv spannend:

  • kann jede Position einnehmen und erfüllt die Definitionen unter 2 bis 4.
  • ist nicht identisch mit dem Partizip I spannend des Verbs spannen und folglich ein reines Adjektiv.

1.2 Beispiel für ein Partizip I als Adjektiv:

  • „Das spielende Kind sitzt im Sandkasten“ verwendet spielende als konjugiertes Partizip I von spielen und dient als attributives Adjektiv. Es drückt einen Vorgang aus, der mit einem zweiten Vorgang gleichzeitig stattfindet (sitzen).
  • Spielend sitzt das Kind im Sandkasten“ verwendet spielend adverbiales Adjektiv.
  • „Das Kind ist spielend“ ist kein üblicher Ausdruck.
  • Das Adjektiv spielend wird nur attributiv oder adverbial verwendet.

Das Partizip I spielend:

  • kann nur 2 von 3 möglichen Positionen einnehmen.
  • „Wie sitzt das Kind?“ nach 2. ist möglich.
  • kann nicht gesteigert werden und kann nicht vergleichen.

1.3 Beispiel für das Partizip I als Adjektiv als attributives, prädikatives und adverbiales Adjektiv:

  • „Die beruhigenden Worte erzielen die gewünschte Wirkung“ (attributiv).
  • „Der Tee ist beruhigend.“ (prädikativ).
  • „Der Tee wirkt beruhigend.“ (adverbial).

Das Partizip I beruhigend:

  • ist variabel in seiner möglichen Position.
  • erfüllt die Definitionen unter 2 bis 4.

1.4 Beispiel für ein Partizip II als Adjektiv:

  • „Das beruhigte Kind sitzt im Sandkasten.“ verwendet beruhigte als konjugiertes Partizip II von beruhigen und dient als attributives Adjektiv.
  • „Das Kind ist beruhigt.“
  • „Das Kind wirkt beruhigt.“

1.5 Beispiel für nur prädikativ verwendete Adjektive wie schade:

  • „Eine schade Ablehnung“ ist ebenso wenig möglich wie „Er wirkt schade“.
  • ist nicht variabel in seiner Position, es wird nur prädikativ verwendet.

SpraXX8 kennzeichnet Adjektive in den Wortarten:

  • als Partizip I wie beruhigend ⚀ mit dem Symbol .
  • als Partizip II wie beruhigt ⚁ mit dem Symbol .
  • wie schade 𝓹𝓻 mit dem Symbol 𝓹𝓻, wenn sie nur prädikativ nutzbar sind.

2. Adjektive geben eine Antwort auf die Frage: „Wie ist eine Person oder Sache?“:

  • „Wie ist der Film?“ „Spannend.“
  • „Wie sitzt das Kind im Sandkasten?“ „Spielend.“
  • „Wie sind die Worte?“ „Beruhigend.“

3. Adjektive sind teilweise steigerungsfähig:

  • „Die Fortsetzung ist der spannendere Film …“ (spannend < spannender < am spannendsten).
  • „Das eine Kind ist spielender als …“ ist nicht möglich.
  • „Der eine Tee ist beruhigender als …“ (beruhigend < beruhigender < am beruhigendsten).
  • „Der eine Ablehnung ist schader als …“ ist nicht möglich.

4. Adjektive können teilweise vergleichen:

  • „Die Fortsetzung ist so spannend wie der erste Teil.“
  • „Das Kind ist so spielend wie …“ ist nicht möglich.
  • „Der Tee ist so beruhigend wie eine Schlaftablette.“
  • „Die Ablehnung ist so schade wie ärgerlich.“
Bildung von Adjektiven mit dem Suffix bar

Jedes Verb wird mit seinem Verbstamm plus dem Suffix bar zum Adjektiv:

  • essbar - essen + bar
  • versenkbar - versenken + bar
  • annehmbar - annehmen + bar
  • sinkbar - sinken + bar
  • entwirrbar - entwirren + bar

Nicht alle so konstruierbaren Adjektive sind (unter Germanisten) erwünscht:

  • verweigerbar {versagbar} {verwehrbar} sind als Adjektive (vielleicht) unschön und existieren nicht in allen Wörterbüchern. Es ist aber schwer einzusehen {einsehbar}, warum einige Adjektive mit bar als Präfix existieren und andere nicht.
  • Die Begriffe sollen beiden Sprachen gerecht werden. Der englische Begriff deniable⁴ ist nicht unüblich und entspricht den deutschen Begriffen verweigerbar. Deswegen finden diese Begriffe teilweise in SpraXX8 Verwendung.

Nomen können nur in Ausnahmen Adjektive bilden (Furcht + bar = furchtbar) und (Frucht + bar = fruchtbar).

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  • Zuletzt geändert: 2025/08/22 13:38
  • von wh