Verben bilden eine eigene Wortart und erscheinen in 3 Kategorien:

• Vollverben:
• Hilfsverben
• Modalverben

SpraXX⁸ unterteilt Vollverben in 4 weitere Kategorien:

• Ereignisverben (z. B. regnen, blühen) beschreiben eine aktive Tätigkeit ohne menschlichen Bezug:
  • „Es regnet.“
  • „Die Rosen blühen.“
• Prozessverben (z. B. dauern, verschlechtern) beschreiben eine Veränderung und eventueller menschlicher Beteiligung:
  • „Das Konzert dauert 2 Stunden.“
  • „Das Wetter verschlechtert sich.“
• Zustandsverben (z. B. liegen, kennen) beschreiben keine aktive Tätigkeit mit oder ohne menschlichen Bezug:
  • „Die Arbeitsmoral liegt am Boden.“
  • „Er liegt im Bett.“
• Handlungsverben (z. B. arbeiten, tanzen) beschreiben eine aktive menschliche Tätigkeit:
  • „Ich arbeite.“
  • „Wir tanzen.“

Vollverben sind nicht immer Tätigkeitswörter, beide Begriffe sind daher nicht synonym.

Einige Verben bilden zusammen mit einem Subjekt einen vollständigen Satz:

• Präsens: „Ich arbeite.“
• Perfekt: „Ich habe gearbeitet.“

Die Hilfsverben sein, haben und werden helfen anderen Verben, bestimmte Zeiten zu bilden:

• haben und sein dienen in konjugierter Form dazu, das Perfekt und das Plusquamperfekt zu bilden.
• werden dient dazu, das Futur oder das Passiv zu bilden.

Perfekt:

• „Enie ist gelaufen.“
• „Ich habe gearbeitet.“

Plusquamperfekt:

• „Enie war gelaufen.“
• „Ich hatte gearbeitet.“

Futur:

• „Ich werde laufen.“
• „Du wirst arbeiten.“

Passiv:

• „Das Kind wird gestreichelt.“

Sein wird auch mit einem Adjektiv kombiniert:

• „Enie ist lieb.“

Hilfsverben als Vollverben verwendet nehmen die Bedeutung eines anderen Vollverbs an.

• „Enie ist (befindet sich) in dem Kinderzimmer.“
• „Jan hat (besitzt) ein spannendes Buch.“

Die sechs Modalverben und der Sonderfall möchten:

• dürfen (= Erlaubnis)
• können (= Fähigkeit)
• mögen (= Wunsch)
• müssen (= Gebot)
• sollen (= Verpflichtung)
• wollen (= Absicht)

Modalverben ändern den Inhalt einer Aussage, nicht die Handlung. Sie werden meistens mit einem Vollverb im Infinitiv kombiniert:

• „Ich darf heute arbeiten.“
• „Ich kann heute arbeiten.“
• „Ich mag heute arbeiten.“
• „Ich muss heute arbeiten.“
• „Ich soll heute arbeiten.“
• „Ich will heute arbeiten. “

Mögen wird auch ohne Vollverb verwendet, z. B. in „Ich mag dich.“

Modalverben werden konjugiert:

• Ich darf, du darfst etc.
• Ich kann, du kannst etc.

In der Umgangssprache kann das Vollverb entfallen, wenn es als selbstverständlich gilt:

• „Willst du ein Bier (trinken)?“
• „Ich kann das (machen).“

Das Vollverb kann auch entfallen, wenn möchten ein anderes Verb ersetzt:

• „Ich möchte auf die Toilette gehen.“ = „Ich möchte auf die Toilette.“ = „Ich gehe auf die Toilette.“
• „Ich möchte ein Bier trinken.“ = „Ich möchte ein Bier.“ = „Ich trinke ein Bier.“ = „Ich wünsche mir ein Bier.“

Möchten ist zwar der Konjunktiv II von mögen, wird in „Ich möchte (trinke) ein Bier“ aber wie ein Verb bzw. in „Ich möchte ein Bier trinken“ wie ein Modalverb benutzt. In der Sprachtabelle der Verben ist möchten deswegen als Modalverb geführt. Anders ausgedrückt ist möchten die höfliche Variante von wollen.

Die Definition von möchten ist in der Literatur und unter Germanisten nicht einheitlich.

Nach dem Tempus und dem Genus Verbi existieren 6 verschiedene Infinitivformen. Der Infinitiv Präsens Aktiv ist die Grundform {Nennform} des Verbs, er setzt sich zusammen aus dem Verbstamm + Endung e oder en, z. B. sein und arbeiten. Die Infinitivendung ist n, wenn der Verbstamm auf el oder er endet und bei den Verben sein und tun:

• In dem Verb arbeiten ist arbeit der Verbstamm, der sich in den konjugierten Formen nicht ändert.
• In dem Verb finden ist find der Verbstamm im Infinitiv Präsens Aktiv, in den konjugierten Formen ändert er außer im Futur I und Konjunktiv I seine Schreibweise: im Präteritum wird aus find ein fand, im Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II ein fund (in gefunden) und im Konjunktiv II ein fänd.

Die sechs Infinitive an dem Beispiel verarbeiten:

• Präsens Aktiv: verarbeiten
• Präsens Vorgangspassiv: verarbeitet werden
• Präsens Zustandspassiv: verarbeitet sein
• Perfekt Aktiv: verarbeitet haben
• Perfekt Vorgangspassiv: verarbeitet worden sein
• Perfekt Zustandspassiv: verarbeitet gewesen sein

Das Verb bleiben bildet keinen Passiv:

• Präsens Aktiv: bleiben
• Perfekt Aktiv: geblieben sein

Die sechs Infinitive werden nach dem folgenden Muster gebildet:

• Präsens Aktiv: Verbstamm + Suffix
• Präsens Vorgangspassiv: Partizip II + werden
• Präsens Zustandspassiv: Partizip II + sein
• Perfekt Aktiv: Partizip II + haben/sein je nach verwendetem Hilfsverb
• Perfekt Vorgangspassiv: Partizip II + worden sein
• Perfekt Zustandspassiv: Partizip II + gewesen sein

Im Satz steht ein Infinitiv meistens zusammen mit einem zweiten Verb, das den Infinitiv mit oder ohne zu bildet. Die folgenden Verben verwenden kein zu bei der Nutzung des Infinitivs im Satz:

• Modalverben
• Wahrnehmungsverben wie fühlen, hören, merken, sehen, spüren
• Bewegungsverben wie fahren, gehen, laufen, kommen, rennen
• die Verben lassen, bleiben, finden und haben

Die regelmäßigen Verben bilden ohne Veränderung des Stammvokals das Präteritum + Suffix und fügen zur Bildung des Partizips II das Präfix ge- hinzu.

Beispiel kaufen

• Infinitiv: kaufen
• Stamm: kauf
• Präteritum 1. Person Singular: ich kaufte
• Partizip II: gekauft

Schwache Verben verwenden in der 2. und 3. Person Singular keinen Umlaut. Die Formen mit Umlaut (du käufst etc.) kommen in Dialekten vor, sind in der Hochsprache aber nicht korrekt.

Unregelmäßige Verben haben im Präteritum und teilweise im Partizip II einen anderen Stammvokal als im Infinitiv.

Beispiel singen

• Infinitiv: singen
• Präteritum 1. Person Singular: ich sang
• Partizip II: gesungen

Reflexive Verben beziehen die Tätigkeit eines Subjektes auf sich selbst.

• „Sie sehen sich an.“ Der Infinitiv ansehen als reflexives Verb sich ansehen.

Transitive Verben verfügen über ein Akkusativobjekt.

• „Der Bus fährt Besucher zum Konzert.“ Der Infinitiv fahren als transitives Verb mit dem Akkusativobjekt Besucher.

Transitive Verben werden erfragt mit „Wen/Was fährt der Bus?“ Die Antwort: „Besucher!“

Intransitive Verben verfügen über kein Akkusativobjekt.

• „Heute Abend geht der Mond auf.“ Der Infinitiv gehen als intransitives Verb.

Einige Verben werden transitiv oder intransitiv genutzt:

• „Der Bus fährt Besucher zum Konzert.“ Der Infinitiv fahren als transitives Verb.
• „Der Bus fährt.“ Der Infinitiv fahren als intransitives Verb.
• „Der Bus fährt auf der Autobahn.“ Der erweiterte Satz mit einer adverbialen Bestimmung.

Einige Verben werden reflexiv oder transitiv genutzt:

• „Er sieht den Gastgeber an.“ Der Infinitiv ansehen als transitives Verb mit dem Akkusativobjekt Gastgeber.
• „Er sieht sich im Spiegel an.“ Der Infinitiv ansehen als reflexives Verb sich ansehen.

Einige Verben werden reflexiv oder intransitiv genutzt:

• „Sie streiten.“ Der Infinitiv streiten als intransitives Verb.
• „Sie streiten sich.“ Der Infinitiv streiten als reflexives Verb.

Einige Verben werden reflexiv, transitiv oder intransitiv genutzt:

• „Er langweilt sich.“
• „Er langweilt seine Leser.“
• „Er langweilt.“

Ein finites Verb ist konjugiert und drückt 5 grammatikalischen Kategorien aus:

• die Person
• den Numerus
• das Genus
• den Modus
• den Tempus

Beispiel einer finiten Verbform:

Ein infinites Verb steht entweder im Infinitiv (z. B. arbeiten), im Partizip I (z. B. arbeitend) oder Partizip II (z. B. gearbeitet), es ist nicht konjugiert und drückt 2 grammatikalische Kategorien aus:

• das Genus
• den Tempus

Beispiel einer infiniten Verbform: